zweite Geburt

eine ungeplante Alleingeburt

Nach der Erfahrung mit unserer ersten Geburt wollten wir unsere Familienkonstellation so belassen. Als ich nach anderthalb Jahren unbeabsichtigt (Temperaturmessmethode: "sicher unfruchtbar") wieder schwanger wurde, gab es gefühlt nichts zu überlegen. Nur waren da die Ängste vor wiederkehrenden Kompliaktionen: Schwangerschaftsvergiftung, Hämatom, Plazentaablösungsstörung?! Eine Frauenärtztin in der Nachbarschaft bestätigte die Schwangerschaft und riet mir zu "engmaschiger Betreuung und geplanterm Kaiserschnitt. Dazu sind wir ja da!". Das wollte ich auf gar keinen Fall und konsultierte die Chirurgin des antroposophischen Klinikums. Sie ging stattdessen von einer ganz normalen Schwangerschaft und ganz normalen Geburt aus, wollte aber zumindest jede zweite Vorsorge betreuen. Mein Unbehagen mit den Vorsorgeuntersuchungen verstärkte sich zunehmend. Die Ärztin zählte beispielsweise beim Ultraschall langsam alle Finger des Babys durch und ich hoffte inständig, dass die bis fünf kam! Oder sie entdeckte "nur eine Niere". Unweigerlich schoss mir der Begriff "Spenderniere" durch den Kopf, Herzklopfen bis zum Hals... Was das bedeuten würde fragte ich, als sie immer weiter suchte. "Dann müssen wir noch einen Termin machen, wenn ich sie jetzt nicht finden kann, manchmal gibt es auch nur eine. Ach, da hab ich sie ja...". Endgültig genug hatte ich von diesen Angstinduktionen als eine Gebärmutterhalsverkürzung festgestellt wurde. Was heißt das? "Dass Sie eine Frühgeburt haben könnten, haben Sie Stress?" Wer hat das nicht? Ab sofort sollte ich jede Woche zur Kontrolluntersuchung in die Praxis und einen Gang zurück schalten. Auf dem Nachhauseweg war ich tränenüberströmt und verfuhr mich auch noch. Als ich mich wieder etwas gesammelt hatte recherchierte ich nach Gebärmutterhalsverkürzung. Als Resultat ging ich nur noch zur Hebamme und ließ meinen Gebärmutterhals sein wie er war. Vielleicht hatte ich schon zu Beginn an einen statistisch gesehen kurzen? Als sich zum Ende hin der Blutdruck erhöhte beschloss ich, falls der Grenzwert erreicht würde nur die Durchblutung der Nabelschnur überprüfen zu lassen, um sicherzustellen, das das Kind gut versorgt sei. Bei einer leichten Spätgestose (ohne epileptische Anfälle) würde ich keine blutdrucksenkenden Mittel mehr einnehmen. Das Kind kam zwei Tage nach dem errechneten Termin innerhalb von einer Stunde zu Hause als ungeplante Alleingeburt. Insgeheim hatte ich mir das genauso gewünscht. Die Hebammen trafen eine viertel Stunde danach ein und warteten auf meinen Wunsch hin auf die Plazentaablösung. Ich hatte gelesen, dass es bei manchen Frauen bis zu zwei oder drei Tagen dauern kann, bis sich die von allein löst. Stimulierend kann eine körpereigene Oxytozinausschüttung wirken, welche durch Liebkosungen, Küssen, Stillen oder Brustwarzenstimulation erreicht werden kann. Nach einer Stunde schlugen die Hebamme vor ich sollte in die Position gehen, in der ich meinen Sohn geboren hatte. In der Hocke kam ohne jegliches Zutun die Plazenta heraus und zwar: vollständig! Weder ein Hämatom hatte sich gebildet, obwohl mein Sohn einen 2cm-größeren Kopfumfang hatte. Noch hatte ich eine Plazentaablösungsstörung! Nun waren wir überglücklich und unsere Familienplanung galt als abgeschlossen.